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Phasmatodea                                                                                                      Stab- und Gespenstschrecken, Wandelnde Blätter

Anschließend an meine Ausführungen unter der Rubrik Insekten „Gliedertiere im Terrarium“ möchte ich mich nun der letzt genannten Gruppe, den Gespenst- und Stabschrecken (Phasmatodea), zuwenden. Die Phasmiden (wie sie verkürzt auch genannt werden) sind eine außergewöhnliche, formenreiche Insektenordnung, die fast alle und fast ausschließlich tropische und subtropische Regionen bewohnt. Das Diversitätszentrum stellt aber vor allem Süd- und Südostasien mit der sich anschließenden indonesischen und papuanisch- melanesischen Inselwelt dar. Aber auch Australien, Amerika und Madagaskar weisen eine artenreiche Phasmidenwelt auf.
Phasmiden ist der eingedeutschte Begriff für Phasmatodea bzw. Phasmida (alt) und leitet sich aus dem Griechischen von phasma für Gespenst ab, die die Tiere aufgrund ihrer Tarnung „wie Gespenster aus dem Nichts“ erscheinen.

Viele Phasmiden ahmen in ihrem Aussehen Pflanzenteile nach. Dadurch entstanden im Laufe der Evolution im Wesentlichen drei typische Erscheinungsformen:

• Die stabförmigen Ast- und Blattrippennachahmer - Stabschrecken
• Robust gebaute Rinden- und Bodenbewohner - Gespenstschrecken
• Stark abgeflachte Blattnachahmer mit blattartig verbreiteten Beinen - Wandelnde Blätter

Diese Einteilung spiegelt jedoch keineswegs die tatsächlichen Verwandtschaftsbezüge wider. Die Ordnung Phasmatodea wird heute in drei Unterordnungen aufgeteilt. Sehr altertümlich sind die heute nur noch auf den Westen Nordamerikas beschränkten Timematodea, die fossil aus baltischem Bernstein ebenfalls bekannt sind. Diese kleinen Tiere ähneln in ihrer Gestalt sehr den nächsten Verwandten Ordnung der Phasmiden den Tarsenspinnern (Embioptera). Die Agathemeridae sind auf kühle südamerikanische Hochgebirgsregionen beschränkt und besitzen ein besonderes starkes Abwehrsekret. Trotz häufiger Versuche gelang es bisher nicht, diese imposanten Tiere in Zucht zu bringen. Alle sich derzeit in Zucht befindlichen Arten gehören der dritten Unterordnung der Phasmiden an, den Verophasmatodea. Die Verophasmatodea – also echte oder eigentlichen Phasmiden werden in zwei Infraordnungen (Areolatae und Anareolatae) eingeteilt, die unabhängig voneinander vielfach ähnliche Formen, die aber eben nicht näher verwandt sein müssen, hervorgebracht haben. Diese komplexe Systematik ist sicherlich noch nicht der Weisheit letzter Schluss. Die Verwandtschaftsverhältnisse der verschieden Phasmidengruppen untereinander wird heiß diskutiert. Fest steht, dass die Phasmiden im weiteren Sinne eine sehr alte Insektengruppe darstellen und in Folge dessen auch einen langen evolutiven Weg hinter sich gebracht haben. Aus baltischem Bernstein (40 – 50 Millionen Jahre alt) sind Stabschrecken und aus der Grube Messel (ca. 47 Millionen Jahre alt) ist ein Fossil eines männlichen „Wandelndes Blattes“ bekannt, welche heute lebenden Arten bereits zum Verwechseln ähnlich sehen. In Solnhofener Platten (Spätes Jura, Kimmeridgium, zwischen 155,7 bis 150,8 Millionen Jahre alt) haben sich die Umrisse einer Stabschrecke erhalten, die ebenfalls den heutigen Stabschrecken zum Verwechseln ähnelt. Vielleicht sind die heutigen Phasmiden nur die Reste einer einstmals viel formenreicheren, weit verbreiteten Gruppe. Man schätzt, dass heute noch etwa 3000 bis 3500 Arten Phasmiden existieren.
Neben dem Formenreichtum ist diese Gruppe auch durch die enorme Größe vieler ihrer Mitglieder für die Terraristik attraktiv. Die Durchschnittsgröße der Phasmiden liegt bei etwa 8 bis 12 cm, wobei die kleinsten Arten immerhin noch 2 bis 3 cm und die längsten Arten dafür eine Körperlänge von über 30 cm erreichen (Acrophylla, Achrioptera, Eurycnema, Phanacia u. a.) Damit zählen die Phasmiden zu den längsten (größten) rezenten Insekten überhaupt.

Interessant sind auch die verschiedenen Formen des Sexualmorphismus (Unterschied zwischen Männchen und Weibchen), der sich meist durch einen enormen Größenunterschied zwischen den vielfach extrem massigen Weibchen und dem dagegen zierlichen, schlanken Männchen ausdrückt. Zudem haben viele Phasmiden ihre Flugfähigkeit durch die mitunter gänzliche Reduktion der Flügel eingebüßt, wobei bei vielen Gattungen die Männchen sehr wohl noch Flügel besitzen und teilweise im Gegensatz zu den in der Regel ungeflügelten Weibchen auch flugfähig sind. Daneben gibt es Flügelrudimente in allen Größen: Von winzigen Flügelbasisresten, über Stummelflügel bis hin zu verkürzten Flügeln, die noch der Lauterzeugung (Stridulation) dienen.

Nun aber einige generelle Anmerkungen zur Haltung und Zucht

Die Phasmiden können je nach Feuchtigkeitsbedürfnis der betreffenden Art in Glas- (Kunststoff-) Terrarien oder in Holzrahmen-Gazebehältern gehalten werden. Ihre meisten Arten lassen sich problemlos bei 25° bis 30º C tagsüber und zumindest 20º C bei Nacht halten. Eine besondere Beleuchtung ist meist nicht notwendig, normale Leuchtstoffröhren, Stromsparlampen oder Halogenstrahler können aber ohne Bedenken verwendet werden. Überflüssig ist das Verwenden weiter Terrarientechnik wie UV-Strahler, Heizmatten oder Heizdrähte. Dadurch und durch die preisgünstige Nahrungsbeschaffung sind Phasmiden sicherlich die im Unterhalt günstigsten Terrarienbewohner.

Eine ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit sollte – sofern für die Art notwendig - durch eine stets feucht zu haltende Substratschicht (Sand, Erde, Laubstreu, usw.) gewährleistet werden. Zudem sollten viele Arten regelmäßig (täglich bis wöchentlich, je nach Ursprungsbiotop) mit zimmerwarmen Wasser besprüht werden.
Zum Futter: Alle Phasmiden sind reine Pflanzenfresser. Es eignen sich die Grundfutterpflanzen Rubus (Brom- und Himbeerarten), Eiche und Buche zur Ernährung der meisten Arten, wobei Brombeere meist vollkommen ausreicht. Die Pflanzen werden in einer Vase frisch gehalten und ausgewechselt, wenn sie abgefressen oder vertrocknet sind (es ist anzumerken, dass sich Eiche nur kurze Zeit frisch hält und selbstgezogene Eichpflänzchen wegen des hohen Anteils an Bitter- und Giftstoffen meist verschmäht werden). Es ist natürlich ungeschriebenes Gebot, dass die Futterpflanzen auf umweltschonende Weise und bestandschützend geerntet werden sollen.

Zur Terrariendekoration: Es passen natürlich vor allem Zweige, Äste und Rindenstücke, mit denen man auch Rück- und Seitenwände verkleinern kann. Zierpflanzen eignen sich jedoch meist nicht, da sie angefressen werden können, was mitunter auch für die Insekten schädlich sei kann. Da vor allem Stabschrecken Baum- bzw. Strauchbewohner sind, können hier in größeren Terrarien Bodendecker wie Ficus pumila verwendet werden.
Zur Zucht: Phasmiden legen im Vergleich zu anderen Insekten sehr große, dickschalige und in vielen Fällen bizarr geformte Eier, die entweder einfach fallengelassen, in oder an ein Substrat gedrückt (Boden/Moos) oder geheftet (Rinde) werden. Die Zeitigung der Eier erfolgt von Art zu Art unterschiedlich und muss beim Züchter erfragt werden. Meist werden sie aber einfach in einer kleinen Box auf feuchten Untergrund gelagert. Die Dauer der Embryonalentwicklung ist artspezifisch und kann zwischen zwei Monaten und über einem Jahr liegen. Die schlüpfenden Larven gleichen bereits den adulten Tieren (hemimetabole Metamorphose) und wachsen über meist fünf (Männchen) bzw. sechs (Weibchen) Häutungen zum Vollkerf heran, was artspezifisch zwischen vier Monaten und einem Jahr dauern kann. Die adulten Tiere leben häufig zwischen drei Monaten und einem halben Jahr. Manche Arten können aber auch mehrere Jahre alt werden.

Alle Zeichnungen nach Lawrence Bruner Insecta. Orthoptera, 1900-1909: 1) Phanocles 2) Acanthoclonia 3) Hypocyrtus

Genaure Informationen zu bestimmten Arten finden Sie in den nachfolgenden Abschnitten.


Eier einiger Phasmiden

Haltung und Zucht der meisten Phasmiden (Stab- und Gespenstschrecken: Phasmatodea)


Haltung:
Die Unterbringung erfolgt in geeigneten Terrarien (Standart-Terrarien) oder sog. Raupenkästen. Die Mindesthöhe liegt bei 40 cm. Aus funktionellen und hygienischen Gründen verzichten wir oft auf Bodensubstrat und verwenden stattdessen Küchenpapier als Einlage ins Terrarium. Ist als Eiablagesubstrat Erde (Terrarienhumus u. ä.) notwendig oder möchte man die Eier bis zum Schlupf im Terrarium belassen, sollte Terrarienhumus zumindest 3 cm hoch eingefüllt und stets feucht gehalten werden. Bei vielen arten genügen aber auch flache Schalen mit Terrarienhumus zu Eiablage. Sand ist als Bodensubstrat für Phasmiden meist ungeeignet - insbesondere, wenn dieser ganz austrocknet, können sich die Phasmiden bei Häutungen oder beim Schlupf aus dem Ei am Sand verletzen.
Neben der Verkleidung der Rück- und Seitenwände eignen sich einige trockene Zweige oder Borkenstücke zur Dekoration. Pflanzen eignen sich nicht zu Dekoration, da sie von den Tieren angefressen werden und diese vergiften können (eigenes Gift oder Insektizide). Die erforderlichen 25°C können durch eine Leuchtstoffröhre oder durch eine Energiesparlampe erzielt werde.

Bildoben: Paar von Neohirasea maerens - ein pflegeleichte Art, die sich gut für den Einstieg ins Hobby eignet.

Phyllium siccifolium Weibchen

Ernährung:
Die meisten Phasmiden lassen sich problemlos mit Brombeerlaub (Rubus sp.) ernähren, das auch im Winter reichlich zur Verfügung steht. Die Brombeerranken müssen schräg angeschnitten und dann sofort ins Wasser gestellt werden, um eine ausreichende Haltbarkeit zu gewährleisten. Die Vase sollte ferner mit Watte abgedichtet werden, damit keine Tiere ertrinken können. Je nach Art unterschiedlich sollten die Tiere auch mit lauwarmen Wasser besprüht werden. Am günstigsten ist es dabei, dies abends zu tun, da sich die meisten Phasmiden dann nicht häuten. Hier ist jedoch auf die Bedürfnisse jeder art zu achten, da manche Phasmiden nie oder nur während einer gewissen Entwicklungsphase Wasser vertragen bzw. benötigen.
Weitere wichtige Futterpflanzen sind noch Eiche, Buche, Esskastanie, Hasel, alle Obstgehölze, Rosen, Erdbeere, Johanniskraut, immergrüner Schneeball, Johannisbeere, Liguster und andere Ölbaumgewächse, Ahronstabgewächse, Efeu, Rhododendron, Feuerdorn, Farne, Fuchsien und andere Nachtkerzengewächse, auch Nadelgehölze wie Kiefern (für die Gattung z. B. Acrophylla), Buntnesseln, Geranien, Malvengewächse, Eukalyptus, Echte Akazien, Mango, Avocado, Guaven und noch eine ganze Reihe mehr. Hierzu muss man dann genauere Informationen zur jeweiligen Art einholen. Poly- und oligophage Arten lassen sich meist leicht mit Rosen- und Buchengewächsen ernähren.

Zucht:
Phasmiden legen verhältnismäßig große, hartschalige Eier, die entweder einfach weggeschleudert, in Ritzen, überall hingeklebt oder mit einem Legestachel direkt in den Boden gesteckt werden. Bei vielen Arten kann man die Eier einfach im Terrarium bis zum Schlupf der Jungtiere belassen. Ansonsten: Die Zucht der meisten Arten gestaltet sich leicht: Die Weibchen produzieren bei vielen Arten große Eimengen. Die Eier werden abgesammelt und auf ein nur leicht feuchte Terraienerde oder Vermiculit gebettet. Regelmäßiges Nachfeuchten verhindert das Austrocknen oder Schlupfprobleme. Die Ei-Zeitigungstemperatur entspricht der Haltungstemperatur der Arten (optimal: meist um 25° C). Je nach Art kann die Zeitspanne von Eiablage bis zum Schlupf von 1,5 bis 2 Monaten (Sipyloidea sipylus) bis über 12 Monate (Heteropteryx, Haaniella) variieren. Larven aller Stadien und adulte Tiere können meist zusammen gepflegt werden, sofern die Besatzdichte nicht zu hoch ist.

Massenvermehrung:
Gerade die Zucht vieler "Anfänger"-Arten klappt so problemlos, dass sich der Züchter schon nach kurzer Zeit einem erheblichen Zuchtüberschuss gegenüber sieht. Was kann man tun? Vorbeugen! Bei den meisten Arten können die Eier im Terrarium belassen. Schlüpfen dann die Jungtiere, lässt man so viele Tiere schlüpfen, wie in der kommenden Generation erwünscht sind (bzw. unterbringen oder ernähren kann). Dann wechselt man das komplette Bodensubstrat aus. Um die verbleibenden Eier im Bodensubstrat abzutöten, kann man die Erde über Nacht einfrieren. Anschließend kann man die Erde auf dem Kompost oder im Biomüll entsorgen. Ihren Zuchtüberschuss nehme ich aber auch gerne entgegen. 

Arten für den Einstieg ins Hobby
Bei den Phasmatodea (Stab- und Gespenstschrecken) empfiehlt es sich, nicht gleich mit Wandelnden Blättern (Gattung Phyllium) oder Nahrungsspezialisten (Eurycnema, Metriophasma, Megacrania, Oreophoetes u. a.), die zudem mitunter besondere Ansprühe ans Klima stellen,  zu beginnen. Zu schnell versagt die Haltung, man wird enttäuscht und gibt das faszinierende Hobby auf. Für die Zucht anspruchsvoller Arten ist nämlich ein wenig Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Tieren, Erfahrung im Betrieb eines Vivariums - kurz gesagt - Routine in der Tierpflege nötig. Diese Routine erarbeitet sich der verantwortungsvolle Insektenhalter zunächst mit der Haltung und Zucht pflegeleichter, dabei aber keineswegs uninteressanter Arten. Im Folgenden möchte ich deshalb einige so genannte "Anfänger-Arten" vorstellen, die mit den vorangehenden Haltungs- und Zuchtanweisungen leicht zu vermehren sind. Wenn Sie also mit diesem Hobby anfangen wollen, dann probieren sie es zunächst mit diesen Arten aus:

Aretaon asperrimus - Sabah-Gespenstschrecke; auch "Kleine Dornen-Gespenstschrecke" genannt.
Carausius morosus
- Laboratoriums-Stabschrecke; auch Indische Stabschrecke genannt.
Medauroidea extradentata (früher: Baculum extradentatum) - Annam-Stabschrecke; auch Vietnam,-Stabschrecke genannt.
 Ramulus artemis (früher: Baculum artemis) - Grüne Stabschrecke
Sipyloidea sipylus - Rosageflügelte Stabschrecke

Man könnte noch weitere Arten aufführen, ich belasse es aber mal bei den genannten Tieren. Zu diesen Arten finden Sie zahlreiche weitergehende Informationen und Haltungsbeschreibungen im Internet. Von vielen dieser Anfänger-Arten können wir auch regelmäßig Zuchtüberschuss anbieten.

Haltungsbeschreibungen zu  verschiedenen Arten mit speziellen Ansprüchen finden sie weiter unten!

Viel Freude bei Haltung und Nachzucht!


Tipp: Umgang mit Larven

Was machen mit frisch geschlüpften Phasmiden-Nymphen, die nicht ans Futter gehen wollen?

Es ist völlig normal, dass die frisch geschlüpften Nymphen von Eurycnema, Phyllium, Extatosoma, Acrophylla uv.a. Phasmiden-Gattungen in den ersten Lebensstunden oder gar Tagen nervös durch das Terrarium laufen, also nicht sofort mit der Nahrungsaufnahme beginnen. In freier Natur verteilen sich die Larven so auf der umliegenden Vegetation und manche Arten müssen ja schließlich auch erstmal Bäume erklimmen. Mitunter wartet man jedoch vergeblich auf das erste zaghafte Anknabbern der Futterpflanzenblätter im Terrarium und die Larven fallen nach einigen Tagen einfach tot zu Boden. Das kann verschiedene Gründe haben. Neben einer gewissen natürlichen Sterblichkeit liegt es meist am Mikroklima der Terrarien, dass für ältere Nymphen und Imagines ideal sein kann, jedoch für frisch geschlüpfte Larven mitunter abträglich ist. Die Larven wandern dann rastlos auf der Suche nach einem geeigneten meist feuchteren Kleinklima umher. Häufig passiert das zu bestimmten Jahreszeiten - vor allem im Winter, wenn durch die trockene Heizungsluft auch die Terrarien schneller trocken fallen. Ein zweiter bedeutender Punkt betrifft die Annahme bzw. Ablehnung bestimmter Ersatzfutterpflanzen insbesondere bei stärker auf bestimmte Pflanzen spezialisierte Phasmiden. Hierzu sollte man sich unbedingt mit den genauen Futteransprüchen der Arten auseinandersetzen und vor allem auch den Züchter befragen, von dem man die Tiere erworben hat.

Nun also zum Tipp: Die frisch geschlüpften Larven dieser heikleren Arten setzen wir gerne in kleine transparente Plastikdosen (Lebensmitteldosen z.B. aus asiatischen Supermarkt) oder ein Einmachglas (Schraubdeckelglas) zusammen mit einem Blatt oder einem kleinen Zweig der Futterpflanze. Die Dose oder das Glas wird anschließend verschlossen (ein kleines Luftloch nicht vergessen) und hell aber nicht direkt sonnig aufgestellt. Durch die verdunstende Feuchtigkeit aus der Futterpflanze entsteht ein Mikroklima, das für die Larven die notwendige Feuchtigkeit aufweist. Die Larven werden nur zwei bis drei Tage darin belassen und sollten in dieser Zeit bereits mit dem Fressen beginnen - meist tauchen nach einem Tag schon erste Kotspuren auf. Haben die Larven mit der Nahrungsaufnahme begonnen, kann man sie in das vorgesehene Terrarium überführen. Sehr gute Ergebnisse haben wir dabei z. B. bei Eurycnema goliath erzieht.


Sichere Handhabung von Stab- und Gespenstschrecken

Handhabung der Eier und kleiner Larven
In vielen Fällen können die Eier einfach im Terrarium belassen werden. Sollen bei bestimmten Arten dennoch Eier abgesammelt werden oder müssen sehr kleine und zartgliedrige Phasmiden-Larven umgesetzt werden, empfehlen sich so genannte (Uhr-) Federstahl-Pinzetten. Diese Pinzetten sind sehr flexibel und speziell für den Umgang mit sehr zarten und zerbrechlichen Kleintieren gedacht. Durch die Flexibilität der Pinzette kann nämlich stets nur so viel Druck auf das zu ergreifende Objekt ausgeübt werden, wie auch gerade nur für das Halten des Objektes notwendig ist. Derartige Pinzetten können im Fachhandel (z.B. Bioform oder Fiebig-Lehrmittel) erstanden werden.

Handhabung von Stabschrecken und deren Larven
Wie bei jedem anderen Terrarientier gilt auch hier die Regel: Am besten gar nicht anfassen! Auch die friedlichen  Phasmiden sind keine Kuscheltiere. Aber beim regelmäßigen Futterwechsel oder der Reinigung des Terrariums müssen dann doch mal Stabschrecken umgesetzt werden. Wie macht man das Umsetzen nun, damit nicht alle Beine verloren gehen? Ganz einfach: Man führt die Hand unter den Körper der Stabschrecke und hebt das Tier vorsichtig an, so dass es den Kontakt zur Unterlage verliert. Sofort wird das Tier sich an der Hand festhalten und kann nun überführt werden. Leichtes Pusten und das Anstoßen hilft das Tier wieder abzusetzen. Vermieden werden sollte der Pinzettengriff (Daumen und Zeigefinger an den Brustsegmenten des Tieres), da er beim unerfahrenen Halter leicht zum Zerdrücken des Tieres führen kann. Ebenfalls sollte es vermieden werden, Tiere an den Extremitäten zu greifen oder gar aufzuheben, was nämlich fast immer zwangsläufig zum Verlust (Abwurf - Autotomie) der betroffenen Extremität führen wird. Dies gilt auch für die Nymphen ansonsten eher robuster Arten (Heteropteryx, Eurycantha). Alternativ können die Larven und Imagines auch von einem Futterpflanzenzweig im Terrarium vorsichtig abgeschüttelt werden. Bei besonders "zerbrechlichen" Arten (Arten, die sehr leicht zur Autotomie - dem Abwurf von Extremitäten neigen; z.B. Gattung Pharnacia und Ramulus u. a.), sollte man die alten Futterpflanzenzweige mit den Tieren im Terrarium belassen und frisches Futterlaub einfach daneben stellen. Innerhalb von 1 bis 2 Tagen wechseln die Tiere dann auf die neunen Zweige über und können entfernt werden. Ebenso hat es sich bewährt, alte Futterzweige, auf denen Tiere sitzen, zu zerschneiden und im Terrarium zu belassen, bis die Tiere auf die neuen Pflanzen geklettert sind.

Handhabung von robusten Gespenstschrecken
Robust gebaute (stark sklerotisiertes - verhärtetes - Exoskelett/Panzer) und mitunter auch wehrhafte Gespenstschrecken der Gattungen Aretaon, Brasidas, Dares, Datames, Epidares, Eurycantha, Heteropteryx,

Haaniella, Orestes u. ä. können als Imagines auch mit dem so genannten Pinzettengriff am hintersten Thoraxsegment (hintere Beinpaare liegen hier an) von oben (dorsal) mit Daumen und Zeigefinger ergriffen werden. Mit der zweiten Hand können vorsichtig die meist in der Unterlage verhakten Beine gelöst werden. Dieser Griff vermeidet es auch mit den heftig ausschlagenden Hinterbeinen (z. B. bei Heteropteryx und Eurycantha) in Kontakt zu kommen. Nicht angewendet werden, sollte dieser Griff jedoch bei den Nymphen der Gespenstschrecken, da hier das Exoskelett meist noch bei weitem nicht so stark sklerotisiert ist, wie dies bei den Imagines der Fall ist. Meiner Erfahrung nach muss dies besonders bei den Gattungen Extatosoma, Rhaphiderus und Eurycantha beachtet werden.

Handhabung Wehrsekret verspritzender Phasmiden
Während viele Phasmiden scheinbar gar kein Abwehrsekret produzieren (Drüsen sind jedoch stets vorhanden!) oder das Wehrsekret mancher Arten einfach nur etwas unangenehm (Neohirasea, Sipyloidea) oder ungewöhnlich (Megacrania nach Pfefferminze; Lopaphus caesius nach Apfel) riecht, können die Wehrsekrete insbesondere vieler neotropischer Gattungen zu unangenehmen Hautreizungen, Reizungen der Nasenschleimhäute und Atemwege und heftigen Irritationen der Augen führen. Insbesondere bei starker Reizung der Augen sollten diese gut mit Wasser ausgewaschen werden und bei anhaltender Beeinträchtigung des Sehvermögens ein Augenarzt konsultiert werden. Gattungen, die hierfür bekannt sind, sind Anisomorpha (nebenstehendes Bild), Alleophasma, Malacomorpha, Pseudophasma, Peruphasma, Oreophoetes u. a. Zwar nicht in Haltung, aber dennoch erwähnenswert ist das stark beißend riechende Abwehrsekret der Gattung Agathemera aus der Andenregion Südamerikas, dass sogar zum Tode von Vogelspinnen führen kann und dessen Geruch auch noch alten Präparaten anhaftet (Klaas, münd. Mitteilung). Verbreitet bei den Phasmiden ist die paarige prothoracale Wehrdrüse, seltener eine "Stinkdrüse" am Abdomenende (Gattung Eurycantha).

Wie nun aber mit solchen Terrarienpfleglingen umgehen? Glücklicherweise verbergen sich viele der betroffenen Arten tagsüber nicht an den Futterpflanzen, sondern an Dekorationsmaterialien (Borke usw.), die man den Tieren auch anbieten sollte. Eine Schutzbrille bei den Arbeiten im Terrarium zu tragen, hört sich zwar albern an - Vorsicht ist aber besser als Naschsicht. Häufig höre ich auch von kleinen Unfällen, weil sich der Halter nach der Arbeit am Terrarium mit den Händen die Augen gerieben hat und so das Wehrsekret von der Hand ins Auge kam. Deshalb ist das sofortige gründliche Händewaschen nach Umgang mit solchen Tieren empfohlen.

Peruphasma schultei

 Anmerkungen zur Haltung und Zucht von Peruphasma schultei Conle & Hennemann, 2005

Conle & Hennemann brachten beginnend mit dem Oktober 2005 diese wunderschöne Phasmide in die Hobbyzuchten. Der Erlös aus dem Verkauf der Eier unterstützte die Bemühungen um den Schutz eben jenes Nationalparks (Cordillera del Condor) aus dem diese Art stammt. Hintergrundinformation finden Sie hier:

www.phasmatodea.com  INIBICO  Cordillera del Cóndor

Mittlerweile ist Peruphasma schultei, die in freier Wildbahn nur ein sehr kleines Gebiet besiedelt, in den Zuchten der Insektenfreunde weit verbreitet. Dies liegt sicherlich an der problemlosen Haltung und Vermehrung dieser Art. Zimmertemperatur reicht Peruphasma, die in ihrer Heimat auf bis zu 1800 m Höhe vorkommt, vollkommen aus. In einem gut belüfteten Terrarium fühlt sich diese Art besonders wohl. Der Boden des Terrariums wird lediglich mit einem Gemisch aus Walderde/Torf oder -Kokoserde bedeckt. Hält man das Substrat leicht feucht (keine Staunässe), können die Eier bis zum Schlupf der Larven im Terrarium belassen werden. Die Embryonalentwicklung nimmt etwa vier Monate in Anspruch. Als Ersatzfutterpflanzen kommen besonders Liguster (Ligustrum vulgare und L. ovalifoliuim) und Echter Flieder (Syringa vulgaris u. a. Arten der Gattung) in Frage. Andere Ölbaumgewächse (Oleaceae) wie Olive (Olea europaea), Forsythien (Forsythia-Arten), Eschen (Fraxinus-Arten) und Duftblüten (Osmanthus-Arten) sollen ebenfalls als Futter angenommen werden. Nach Conle & Hennemann frisst die Art natürlicherweise an Pfefferbaum-Arten (Gattung Schinus, Anacardiaceae). Die Aufzucht der Nymphen wie die Haltung der Imagines kann gemeinschaftlich in einem Terrarium erfolgen - wie viele Pseudophasmatinae sind die Tiere recht gesellig und legen sich tagsüber gerne in Gruppen zusammen. Es sollte wenn überhaupt notwendig nur selten leicht mit Wasser besprüht werden - die Art verträgt keine Staunässe. Peruphasma besitzt ein Wehrsekret, das aber bei weitem nicht so bereitwillig eingesetzt wird wie bei den verwandten Gattungen Anisomorpha oder Malacomorpha. Vielmehr warnen die Tiere bei Störung mit den auffallend roten Stummelflügeln und Mundwerkzeugen und laufen flink umher. Auch ist die Bindung der Männchen an die Weibchen nicht so extrem ausgeprägt wie bei den verwandten Gattungen - aber auch hier lassen sich die Männchen mitunter viele Tage vom Weibchen herumtragen.

Insgesamt betrachtet, handelt es sich um eine pflegeleichte Art, die durchaus auch Anfängern auf dem Gebiet der Phasmidenhaltung empfohlen werden kann.

Literatur:

CONLE, O.V. & HENNEMANN, F.H. (2002): Revision neotropischer Phasmatodea: Die Tribus Anisomorphini sensu BRADLEY & GALIL, 1977 (Insecta, Phasmatodea; Pseudophasmatidae).- Spixiana, Supplement 28. 141 pp.

CONLE, O.V. & HENNEMANN, F.H. (2005): Studies on neotropical Phasmatodea I:
A remarkable new species of Peruphasma Conle & Hennemann, 2002 from Northern Peru (Phasmatodea: Pseudophasmatidae: Pseudophasmatinae).- Zootaxa 1068: 59-68



Eurycnema goliath

Die Australische Riesenstabschrecke Eurycnema goliath  (Gray)- ein schwieriger Pflegling?

Herkunft: 
Australien. Die Art ist dort von vielen, aber oftmal weit entfernt auseinander liegenden Orten bekannt. Sie scheint eher ost- bis mittel-australisch verbreitet zu sein.                  
        
Beschreibung:
Diese halte ich nur kurz, da entsprechende Bilder dem Aufsatz beigefügt wurden. Die leuchtend grün, gelb, türkis, weiß und violett gefärbten Weibchen können über 22 cm lang und etwa daumendick werden. Durch Flügelrascheln und zusammenschlagen der Hinterbeine versuchen sich die Weibchen gegen Angreifer zu verteidigen.

Die überwiegend gleich gefärbten Männchen sind deutlich schlanker und erreichen maximal 15 cm Länge. Die Männchen sind flugfähig.

Die Nymphen unterscheiden sich in ihrer Färbung stark von den Imagines. Sie sind fahlgrau, braun oder fast anthrazid und sind so zwischen dürren Zweigen hervorragend getarnt. Die fast rechteckigen Eier sind etwa 5 mm lang und bis 4 mm breit. Ihre Grundfarbe ist grau mit dunkler Marmorierung. Im Laufe der Embryonalentwicklung werden die Eier oft einfarbig dunkelgrau. Sie tragen auf dem Operculum ein auffälliges Capitulum, das orange, gelb, beige oder weiß gefärbt sein kann. Die Weibchen legen durchaus unterschiedliche Typen von Eiern und es ist auch schon vorgekommen, dass ein Weibchen Eier legte, denen stets das Capitulum fehlte. Auch solche Eier waren jedoch voll schlupffähig.
Anders, als oft beschrieben, werden die Eier einfach zu Boden fallen gelassen. Dafür wird jedoch der Kot meist schwungvoll weggeschleudert.

Übrigens: Eurycnema goliath ist das zweitgrößte Insekt Australiens. Nur Acrophylla titan ist mit 25 cm Körperlänge geringfügig größer.

Terrarium:
Als Terrarium zur Aufzucht und Haltung erwachsener Tiere haben sich Raupenkästen, die mit Gaze bespannt sind, bewährt. Glasterrarien, in denen feuchte Luft steht, vertragen die Tiere nicht. Nur Larven im ersten Stadium (unmittelbar nach dem Schlupf) benötigen eine geringfügig höhere Luftfeuchte. In einem Raupenkasten von 60 cm Höhe und einer Grundfläche von 30 x 30 cm können meiner Erfahrung nach maximal 3 Weibchen und einige Männchen untergebracht werden. Junge bis mittelgroße Nymphen vertragen auch hohe Bestandsdichten. Weibliche Nymphen im letzten Larvenstadium halte ich jedoch stets getrennt von anderen Larven und Männchen, um Unfälle bei der Reifehäutung der Nymphen zu vermeiden. Die Terrarien benötigen außer den Futterpflanzen keinerlei Einrichtung. Um den oberen Raum des Raupenkastens auf tagsüber erforderliche 25 bis 30 °C aufzuheizen, befindet sich 30 cm über dem Raupenkasten ein 60 W-Strahler, der 12 Stunden am Tag eingeschaltet ist. Damit die Tiere auch tagsüber aktiv sind und fressen, habe ich an jedem Raupenkasten einen Ventilator (PC-Lüfter oder dergleichen) installiert, der über eine Zeitschaltuhr 8 mal täglich für bis zu 15 Minuten eingeschaltet wird. Dadurch wird Wind imitiert, der auch in Australien für eine gelegentliche Tagaktivität der Tiere sorgt.


Eier von Eurycnema goliath

Futter:
Die wichtigsten Futterpflanzen für diese Art stellen Eukalyptus-Arten dar. Nymphen füttere ich ausschließlich mit Eukalyptus, Imagines gelegentlich und nur zusätzlich mit Eichenlaub. Eukalyptus lässt sich vor allem im Winterhalbjahr vom Floristen als Schnittgrün beziehen. Findet man einen kooperativen Floristen, kann dieser auch im Sommer stets Eukalyptus (dann aber meist zu geringfügig höheren Preisen: zwischen 1,- bis 3,- € pro Bund) besorgen.

Der bei uns erhältliche Eukalyptus stammt aus dem Mittelmeerraum und ist in der Regel nicht mit Pflanzenschutzmitteln behandelt. Sicherheitshalber dusche ich den Eukalyptus jedoch mit lauwarmen Wasser ab. Im Gegensatz zu allen anderen Schnittpflanzen sollte man Eukalyptus nicht schräg anschneiden. Er hält sich tatsächlich besser, wenn man ihn glatt anschneidet und sofort in lauwarmes Wasser stellt.

Den so vorbereiteten Eukalyptus stelle ich in geeigneten, sauberen Vasen in den Raupenkasten und setze die Tiere dazu. Durch das Befühlen der Blätter kann man leicht feststellen, ob der Eukalyptus noch frisch ist. Spätestens wenn die Blätter spröde brechen (oder keine Blätter mehr an den Zweigen sind), sollte man den Eukalyptus wechseln.

Wichtig: Weder Larven noch Imagines dürfen mit Wasser besprüht werden (wie dies bei anderen Phasmiden unerlässlich ist). Es könnte zu Durchfallerkrankungen und schließlich zum Tod der Tiere führen. Eurycnema goliath ist schon ab dem ersten Larvenstadium in der Lage, ihren gesamten Wasserbedarf aus dem Eukalyptuslaub zu decken. Deshalb ist es wichtig stets auf frischen Eukalyptus zu achten.

Zucht:
Die Zucht dieser Art gestaltet sich leicht: Die Weibchen produzieren große Eimengen. Die Eier werden abgesammelt und auf ein nur leicht feuchtes Kies-Sand-Gemisch oder Vermiculit gebettet. Nach 4 Monaten schlüpfen die ersten Nymphen, aber auch nach einem Jahr oder sogar noch mehr Zeit kann noch mit dem Schlupf gerechnet werden. Gelegentliches Besprühen der Eier fördert hierbei den Schlupf.

Die frisch geschlüpften Nymphen kommen zunächst in ein kleines Kunststoffterrarium in dem die Luftfeuchte etwas höher ist als im Gaze-Käfig (Aber nicht besprühen!). Alternativ können sie auch auf einer Eukalyptus-Pflanze, die mit Gaze umhüllt ist, gehalten werden (nebenstehende Abb.). Nach der ersten Häutung können die Larven aber schon umgesetzt werden. Nach nur 3 bis 4 Monaten bei optimalen Temperaturen (25 bis 30 °C) und einer guten Futterversorgung werden die ersten Männchen, nach etwa 4 bis 4 ½ Monaten die ersten Weibchen adult. Wöchentlich sollte zudem sämtlicher Kot entfernt werden. Auch alter Kot im Terrarium kann zum frühzeitigen Tod der Imagines führen.

Zusammenfassung:
Schafft man optimale Bedingungen (Raupenkasten mit Strahler; 25 bis 30 °C, stets frischer Eukalptus), dann ist diese Art erfolgreich und ohne große Verluste während der Larvenstadien zu züchten. Der wöchentliche Arbeitsaufwand beschränkt sich bei mir auf einmaliges Wechseln der Futterzweige, das Entfernen des Kots und das Absammeln der Eier. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, ist Eurycnema goliath ein dankbarer und imposanter Terrarien-Pflegling.  

Summary:
Eurycnema goliath is one of the biggest australian insects and even one of the biggest and most colourful phasmids of the world. Only a few species ot the genera Phobaeticus, Pharnacia (both: southeast Asia) and Acrophylla (A. titan from Queensland, Australia) are bigger. Rearing this species is a bit more difficult than other phasmid species. They need a high temperature of about 25 °C to 30 °C at day and almost 20 °C at night. A very airy and large cage is needed to simulate the dry climate conditions of their natural habitat in Australia (never spray with water - also the young nymphs!). But to get the right food plant E. goliath feeds on is the biggest problem. They are easily reared on eucalyptus (All offered species of eucalyptus at plant markets in Europe can be used as food plant), but also acacia. Bramble (Rubus sp.) and  oak (Quercus sp.)  can only be used as food additionally to eucalyptus. If these conditions can be guaranteed, rearing this spectacular species is very easy in captivity.

Ähnliche Arten und Arten mit ähnlichen Ansprüchen
Neben E. goliath werden noch zwei weitere Eurycnema-Arten gehalten: E. osiris (ebenfalls aus Australien) und E. versirubra (parthenogenetisch; aus Sumatra und Java).
Weitere Arten aus Australien, die unter ähnlichen Haltungsbedingungen gepflegt werden können, sind Acrophylla - Arten (A. titan, A. wuelfingi), Ctenomorphodes (Anchiale) briareus, Extatosoma - Arten und Tropidoderus childreni. Diese Arten können z. T. mit Brombeere und Eiche zugefüttert werden.

Literatur:
Seiler C., 1999. Eine Anleitung zur erfolgreichen Haltung und Zucht von Eurycnema goliath (Phasmatodea: Phasmatinae). Entomol. Z., 109 (5), 1999, S. 217 - 221


Metriophasma diocles


PSG 249: Metriophasma diocles (Westwood, 1859) - Ein besonderer Nahrungsspezialist

Im folgenden Abschnitt möchte ich meine vorläufigen Erfahrungen zur Aufzucht einer interessanten Phasmide aus Mittelamerika, Metriophasma diocles (Westwood, 1859) (Pseudophasmatinae), wiedergeben. Viele der von Hobby-Züchtern gepflegten Phasmiden sind praktisch polyphag, d. h. sie akzeptieren ein breites Spektrum ungiftiger bis schwach giftiger Ersatzfutterpflanzen (vielfach Rosaceae, Fagaceae, Betulaceae und Myrtaceae). M. diocles dem entgegen hat sich auf die im mittelamerikanischen Regenwald relativ häufigen vertretenen Pflanzenfamilien Araceae (Aronstabgewächse) und Piperaceae (Pfeffergewächse) spezialisiert (Berger 2004; Berger und Wirt 2004), die nicht ganz so leicht zu beschaffen sind wie andere Futterpflanzen.

Herkunft:

Mittelamerika (Panamá)

Aussehen:
Beide Geschlechter sind voll geflügelt. Die adulten Weibchen erreichen im Durchschnitt eine Körperlänge von 85 mm. Die Färbung der adulten Weibchen reicht von strohfarben bis schmutzig-braun.
Die Männchen erreichen eine Körperlänge von gut 65 mm. Dabei sind die Männchen etwas zierlicher als die Weibchen gebaut. Die Färbung ist mit der der Weibchen identisch. Bei beiden Geschlechtern sind die Flügel braun mit unregelmäßiger weißer bis schwach grüner Randung im angelegten Zustand. Aufgefaltet zeigen die Analfelder der großen Hinterflügel in beiden Geschlechtern eine auffallende Färbung. Die Flügel sind blassrosa und transparent und sind mit schwarzen unterbrochenen Strichen gezeichnet. Zur Flügelbasis hin werden die Flügel ganz schwarz. Die Flügelbasis selbst ist auffallend hellblau. 

Die Larven sind einheitlich hellgrün oder hellbraun. Männliche Larven zeigen mitunter einen dunklen Strich/Fleck zwischen den Flügelanlagen.

Die knapp 2,5 mm langen Eier sind grau und tönnchenförmig.

Verhalten:
Die grünen Larven sind geschickte "Blattrippennachahmer", d. h. sie legen sich bevorzugt an Blattstielen oder Blattunterseiten eng an die Mittelrippe oder davon abgehende Adern an und sind dann durch ihre hellgrüne Färbung und den flachen Körperbau so gut getarnt, dass sie leicht beim Austausch der Futterpflanze übersehen werden können. Insbesondere ältere Larven legen sich eng an Blattstiele an und ähneln dadurch sehr den frischen jungen Blättern, die bei den Aronstabgewächsen ja stets unmittelbar der Blattstielbasis des letzten neuen Blattes entspringen. Bei Störung lassen sich die Larven rasch zu Boden fallen und verharren dort wie andere Stabschrecken auch bewegungslos. Die Imagines wiederum reagieren auf Störung meist mit einem Abwehrverhalten: Dabei laufen die Tiere mit aufgeklappten Flügeln umher und fliegen auch auf. Beide Geschlechter sind flugtüchtig, aber insbesondere die Männchen können sehr gut fliegen und so leicht entkommen. Die Imagines verstecken sich bevorzugt an Blattstielen und an angebotenen senkrecht ins Terrarium gestellten Ästen und Borkenstücken. An Borkenstücke haften die Weibchen auch die Eier und zwar stets mit dem Eideckel nach oben gerichtet.

Entwicklungsdauer:
Die Larven schlüpfen je nach Umweltbedingungen nach 3 bis 4 Monaten. Die Larvenstadien werden in 4 bis 5 Monaten durchlaufen.

Haltung und Ernährung:
M. diocles zählt zu den Arten, die eine höhere Luftfeuchtigkeit benötigen. Deshalb pflege ich meine Tiere in einem Plexiglasterrarium mit einer Grundfläche von 25 x 25 cm und einer Höhe von 50 cm, was mir bisher für die Haltung dieser mittelgroßen Art vollkommen ausreichend erscheint. Das Terrarium ist mit einem Gaze-Decke verschlossen, auf dem zur Erhöhung der Temperatur und Luftfeuchte im Inneren jedoch noch eine zusätzliche Plexiglasplatte liegt. Der Boden ist lediglich mit etwas feuchtem Torf bedeckt. Als Dekorations- und Futtermittel dient die Futterpflanze (eine Araceae) selbst und zur Eiablage und als Versteckmöglichkeit ein aufrecht an eine Seitenscheibe gelehntes Stück Borke. Die Temperatur wird durch die Beleuchtung mit einer 11 Watt Strom-Spar-Leuchtstoffröhre auf tagsüber 25 °C gebracht. Nachts sinkt die Temperatur auf ca. 21 °C ab. Die Luftfeuchte wird durch die Transpiration der Futterpflanze selbst konstant auf ca. 70 - 80 % gehalten, so dass nur das gelegentliche Gießen der Futterpflanze und einmal pro Woche leichtes Besprühen mit handwarmem Wasser notwendig ist.

Als Futter insbesondere für die Aufzucht der jungen Larven eignet sich besonders die Purpurtute (Syngonium sp.), von der ich einzelne Blätter in eine Vase gestellt angebiete. Zusätzlich biete ich Spathiphyllum sp. als Topfpflanze an, die insbesondere von mittelgroßen, großen Larven und Imagines sehr gut angenommen wird. Neben diesen Araceae sollen auch die Efeutute (Epipremnum sp.), Diefenbachia sp., Philodendron sp. - weitere Zimmerpflanzen aus der Familie der Aronstabgewächse - angenommen werden, wozu ich aber keine persönlichen Erfahrungen habe. Der heimische Aronstab Arum maculatum wird ebenfalls als Futterpflanze akzeptiert und dann auch meist bevorzugt angenommen. A. maculatium ist in tiefgründig humosen Laubwäldern von Februar bis Anfang Juni häufig anzutreffen. Bitte gragen Sie die Pflanzen nicht aus und sammeln Sie pro Pflanze auch nur einzelne Blätter, um diese interessanten Gewächse nicht zu schaden. Bei allen gekauften Topfpflanzen ist selbstverständlich darauf zu achten, dass die Pflanzen öfters abgeduscht und einige Zeit lang in Quarantäne (Insektizide!) gepflegt (1 bis 3 Monate) werden sollten, bevor die Pflanzen den Phasmiden angeboten werden. Es lohnt besonders, sich größere Topfpflanzen von Syngonium anzuschaffen, da diese bei gelegentlichen Düngergaben besonders starkwüchsig sind und den gelegentlichen Verlust einiger Blätter leicht verkraften. Auch praktisch völlig abgefressene Spathiphyllum-Pflanzen regenerieren sich schon nach wenigen Wochen gut.

Ich hoffe, mit diesem Haltungsbericht das Interesse auch für die etwas anspruchsvolleren Nahrungsspezialisten unter den Phasmiden geweckt zu haben. 

Summary:
Metriophasma diocles is a less often reared Pseudophasmatinae species of moist neotropical forests of panama. Nymphs show a perfect camouflage looking like the middle rip of a plant leaf while adults display all their beauty by showing their coloured wings. In contrast to other Phasmatodea species M. diocles is highly specialised to feed on plants of the families Araceae and Piperaceae, but it is easy to breed that species under moist conditions on several common indoor plants belonging to the family Araceae (like Spathiphyllum sp. andSyngonium sp.).

Literatur

Berger, J. & Wirth, R. 2004. Predation-mediated Mortality of Early Life Stages: A Field Experiment with Nymphs of an Herbivorous Stick Insect (Metriophasma diocles). Biotropica, 36:424-428.

Berger, J. 2004. Ecology of Phasmids (Phasmatodea) in a moist neotropical forest: A study on life history, host-range and bottom-up versus top-down regulation. Dissertation.www.uni-kl.de/FB-Biologie/Botanik/ag_wirth_engl.htm


Eurycantha calcarata

Die Riesendornengespenstschrecke Eurycantha calcarata  (Lucas 1869)

Herkunft:
Papua Neu-Guinea bzw. Indonesien (West-Neu-Guinea) je nach Zuchtstamm. Die Art stammt aus dem zumindest zeitweise triefend nassen tropischen Regenwald, was für die Haltungsbedingungen beachtet werden muss.

Zuchtstämme:

Es existieren schon seit vielen Jahren zwei unterschiedlich Zuchtstämme dieser Art, die auch unter unterschiedlichen PSG-Nummern (PSG-no. 23 und 44) aufgeführt werden. Die Stämme unterscheiden sich etwas hinsichtlich durchschnittlicher Körpergröße und Färbung.                                                                                                                                                   

Beschreibung:
Diese halte ich nur kurz, da entsprechende Bilder dem Aufsatz beigefügt wurden. Die dunkelbraunen bis olivgrünen Weibchen können bis 14 cm lang und etwa daumendick werden. Der Körperbau ist gedrungen robust und erinnert damit an die jedoch nicht nähe verwandte Gruppe der Heteropterygidae (Heteropteryginae). Eurycantha jedoch gehört zu den Phasmatidae (Eurycanthinae). Ähnlichkeiten in Körperbau und Verhalten werden daher oft als konvergente Entwicklungen beider Gruppen zueinander aufgefasst. Die Flügel sind in beiden Geschlechtern vollkommen reduziert.
Die dunkel- bis hellbraun gefärbten Männchen sind für Phasmiden erstaunlich robust und stehen ihren Weibchen mit bis zu 12 cm Körperlänge in nichts nach. Auffallend sind die stark verdicken Hinterbein-Femora, die auf der Innenseite einen kräftigen Dorn aufweisen, der neben den zahlreichen anderen Dornen, die über Körper und Gliedmaßen verteilt sind, der Art den deutschen Trivialnamen (ebenso den englischen: Giant Spiny stick-insect) gaben. Mit den Dorne der Hinterbeine verteidigen sich die Männchen nicht nur geben Fressfeinde sondern auch geben andere Männchen. Die Wehrhaftigkeit der Männchen wird oft stark übertrieben, so dass manch ein Phasmidenhalter regelrecht Angst vor dieser Art hat. Durch das Einklemmen von Fingern zwischen Tibia und Femur der Hinterbeine kann es durchaus schon mal zu Kratzern kommen. Bei einer richtigen Handhabung der Tiere kann man jedoch solche Verletzungen völlig vermeiden: Sofern dies nötig ist sollte E. calcarata mit Daumen und Zeigefinger stets von oben am mittleren oder vorderen Thorax-Segment ergriffen und hochgenommen werden. Die behäbigen Tiere sind dann in der Regel in der Lage sich aus diesem Griff zu befreien. Männchen verströmen übrigens bei solchen Gelegenheiten einen starken Abwehrgeruch aus einer Drüse am Hinterleibende. Auch nicht wundern, wenn regelmäßige Klopfgeräusche nachts aus dem Terrarium schallen. Die Geräusche gehören zum Konkurrenzverhalten der Männchen untereinander. Die Männchen erzeugen sie durch Trommeln des Hinterleibendes auf harten Unterlagen wie Borkenstücken.

Die Nymphen, die den Imagines in der Körperform sehr ähneln, können stark in der Farbe variieren. Verbreitet sind brauen, grün-braun gescheckte und ganz grüne Larven. Insbesonder die gescheckten Larven können sich auf mit Flechten, Moosen und Algen bewachsener Borke perfekt tarnen.

Die Grundfarbe der tönnchenförmigen Eier ist grau mit dunkler Marmorierung. Sie tragen auf dem Operculum kein Capitulum.

Terrarium:
Als Terrarium zur Aufzucht und Haltung haben sich Raupenkästen, die teilweise Gaze bespannt sind, bewährt. Glasterrarien, in denen sich feuchte Luft staut, eignen sich ebenfalls gut. Hierbei sollten jedoch Kletterhilfen angeboten werden, oder Seiten und Rückwände mit Kork beklebt werden, da adulte Tiere nicht mehr in der Lage sind glatte Flächen zu erklimmen. Ebenso dürfen Versteckmöglichkeiten (Borkenstücke am Boden etc) nicht fehlen. In einem Raupenkasten von 60 cm Höhe und einer Grundfläche von 30 x 30 cm können meiner Erfahrung nach maximal 2 adulte Männchen (Männchen sind untereinander aggressiv) und bis zu 8 Weibchen untergebracht werden. Bei dieser Bestandsdichte ist jedoch wegen des Appetits und der Nahrungsverschwendung dieser Art (viel Laub landet ungenutzt auf dem Boden) ein tägliches Wechseln der Futterzweige notwendig. Große Terrarien bieten sich also eher an, da hier ein größerer Vorrat Futterzweige (in Vasen) in das Terrarium eingebracht werden kann. Der Boden des Terrariums kann gut 5 cm hoch mit Terrarienhumus oder Torf bedeckt werden. Ein solches Substrat ist für die Eiablage notwendig. Möchte man aus hygienischen Gründen jedoch auf Terrarienhumus  verzichten, ist es alternativ möglich flache Schalen mit Torf, Terrarienhumus oder feuchtem Vermiculit (Terrarien- oder Gärtnereibedarf) ins Terraium einzustellen. Nymphen sollten stets im Nahrungsüberschuss und bei nicht zu hohen Bestandsdichten gehalten werden. Tägliches Einsprühen der Larven wie Imagines kann empfohlen werde, allerdings sollte das Terrarium zwischendurch auch immer wieder abtrocknen können (hinreichende Lüftung).
Eine Vorzugstemperatur von 25 °C sollte angestrebt werden. Die Art ist jedoch sehr robust und lässt sich auch erfolgreich bei Zimmertemperatur (20 °C) halten. Eine Beleuchtung ist nicht notwendig, da sich die Tiere ohnehin tagsüber unter den angebotenen Versteckmöglichkeiten vollkommen und meist in großen Gruppen verkriechen.

Verwandte Arten:
Neben E. calcarata befindet sich noch E. insularis (Lucas 1869) in den Zuchten (siehe Foto!). Die Art ähnelt stark zumindest im weiblichen Geschlecht E. calcarata. Einfaches Unterscheidungsmerkmal sind die kleinen leuchtend grünen Dornen an Kopf, Thorax und Abdomen. Die Männchen sind deutlich kleiner, nicht wehrhaft und weisen auch nicht die kräftigen Hinterbeine der Schwesterart auf. Nachdem die Art in den letzten Jahren aus vielen Zuchten fast verschwunden war, taucht sie nun wieder häufiger auf. E. coronata (Redtenbacher 1908), eine besonders dornige Art mit einer markant violett gefärbten Unterseite tauchte leider nur kurzzeitig in den Zuchten auf und scheint wieder verloren.

Aufgrund ihrer sehr ähnlichen Erscheinung wurden die Gattungen Canachus und Dryococelus ebenfalls zu den Eurycanthinae gezählt (Siehe auch folgender Artikel). Neuere Untersuchungen auf genetischer Ebene legen jedoch die Vermutung nahe, dass der "Baumhummer" Drycocelus australis näher den australischen Phasmiden (etwa der Gattung Eurycnema) steht und Canachus den „Phasmiden-Clade Neukaledonien-Neuseeland“ angehört (Buckley et al. 2008). Demnach ist die verblüffend ähnliche Erscheinung der Arten der drei Gattungen scheinbar mehrfach unabhängig von einander innerhalb der Euphasmatodea entstanden. Durch einen ähnlichen Selektionsdruck (Inseldasein, Gestalt des Lebensraum) haben sich so mehrfach aus schlanken Stabschrecken kräftige „Baumhummer“ entwickelt (Buckley et al. 2008).

Literatur dazu:
T. R. Buckley, D. Attanayake, S. Bradler: Extreme convergence in stick insect evolution: phylogenetic placement of the Lord Howe Island tree lobster, Proc. R. Soc. B. doi:10.1098/rspb.2008.1552

Zusammenfassung:
E. calcarata
ist ein pflegeleichter und dankbarer Terrariengast. Wegen der leichten Ernährung mit einer Vielzahl heimischer Gehölzpflanzen und der robusten Natur der Tiere ist diese Art durchaus auch für Anfänger geeignet. Von robusten und wehrhaft erscheinenden Äußeren der Tiere sollte man sich nicht abschrecken lassen!


<< Das Bild zeigt ein adultes Männchen von Eurycantha horrida nach D. Sharp 1897.










Dryococelus australis (Montrouzier 1855)

Todgesagte leben länger! Dryococelus australis (Montrouzier 1855) galt bereits als ausgestorben.

D. australis ist ausschließlich von Lord Howe Island im Süd-Pazifik 770 km und von einer kleinen Nachbarinsel (Ball's Pyramid) bekannt. Seit 1935 galt die Art auf der Hauptinsel Lord Howe Island als ausgestorben - wahrscheinlich starb die Art aber schon in den 20iger Jahren des 19. Jahrhunderts aus, als Ratten die Insel vollständig besiedelt hatten. Auf Ball´s Pyramid ist das Insekt in wenigen einzelnen Exemplaren 2001 wieder gefunden worden (ein totes Exemplar, sowie zwei Einzelindividuen (Weibchen) wurden bereits 1964 und 1969 hier entdeckt). Zu diesem Zeitpunkt (2001) war das "Lord Howe Stick Insect" das wahrscheinlich seltenste Insekt der Welt. Nur 24 Exemplare konnten im März 2002 bei einer weiteren Expedition von PRIDDEL et al. gefunden werden. Bekannt wurde diese Art auch durch den Dokumentarfilm "Lord Howe Island" von Florian Guthknecht aus dem Jahre 2005, der einige schöne Aufnahmen der Gespenstschrecken und ihres (einstigen) Lebensraums zeigt.

Bild: Westwood J.O. 1859. Catalogue of Orthopterous Insects in the Collection of the British Museum. Part 1, Phasmidae. Gurney and Jackson, London.

Ein Rätsel stellt die Besiedlung der winzigen Insel Ball´s Pyramid dar. Auch zu den Eiszeiten war der Meeresspiegel niemals tief genug gefallen, dass eine Landbrücke zwischen beiden Inseln hätte entstehen können (ein Graben von 640 m Tiefe trennt die Hauptinsel von ihrem kleinen Nachbarn). Auch sind weder Insekten noch Eier trotz Inseldasein besonders seetauglich. Zudem weist das von D. australis bewohnbare Habitat (eine Felsterrasse mit etwa 30 verkrüppelten Teebaumexemplaren) auf Ball´s Pyramid eine extrem geringe Größe auf. PRIDDEL et al. (2002) warten jedoch mit einer interessanten Idee auf: Die Felsnadel Ball´s Pyramid wird von einer bedeutenden Seevogelkolonie als Brutplatz genutzt, allerdings weist die Insel mit ihrer spärlichen Vegetation nicht genügend Nistmaterial für die Vögel auf. Die Vögel fliegen daher auf der Suche nach Nistmaterial bis nach Lord Howe Island. Es ist gut vorstellbar, dass dabei auch zufälligerweise die einstmals auf Lord Howe Island häufige Gespenstschrecke von den Seevögeln nach Ball´s Pyramid als "Nistmaterial" verschleppt wurden. 

2003 wurde ein Zuchtprogramm ins Leben gerufen, dass dieses seltene Insekt vor dem Aussterben retten sollte. Die Erhaltungszucht dieser Art läuft nun nach anfänglichen Fehlschlägen bei privaten Haltern in Sydney und im Zoo von Melbourne gut an. Ziel ist es nun Lord Howe Island wieder rattenfrei zu bekommen, um einer Ansiedlung die Chance auf Erfolg zu geben. Trotz der guten Nachzuchterfolge schließen die Beteiligten des Zuchtprogramms eine Abgabe von Zuchtmaterial selbst an die renommierte PSG (Phasmid Study Group) oder zoologische Gärten gegenwärtig aus, obwohl gezeigt werden konnte, dass die Art keineswegs ein hochgradiger Nahrungsspezialist ist und somit durchaus in Europa ernährt werden könnte. Zudem würde eine weitere Streuung des Zuchtstamms eine deutliche Verringerung des Risikos des Aussterbens für die Art bedeuten. 

Als natürliche Futterpflanze wird der Lord-Howe-Island-Teebaum Melaleuca howeana angegeben. Wie der Name andeutet ist diese Pflanze auf Lord Howe Island und benachbarte Inseln endemisch. Nach Mitteilungen in Forum von www.phasmatodea.com werden aber auch verschiedene weitere Ersatzfutterpflanzen wie andere Teebaum-Arten (Melaleuca spp.), Ficus spp., Cytisus spp., Correa spp. und Citrus spp. angenommen. Auch Brombeere wird wohl akzeptiert, wenn auch nicht bevorzugt. Auch nach PRIDDEL et al. (2002) ist es möglich, dass Melaleuca howeana einfach nur die einzig möglich Wirtspflanze auf Ball´s Pyramid, keineswegs aber die einig mögliche Futterpflanze überhaupt ist. Die bekannten Eurycanthini erwiesen sich in den Zuchten stets als relativ polyphag und unproblematisch - von einigen Ausnahmen abgesehen. Die Zucht von  D. australis wird jedoch ausdrücklich als sehr einfach beschrieben. Die Tiere bevorzugen Haltungstemperaturen von 25° - 29° C sowie ein hohe relative Luftfeuchte und ebenso wie Eurycantha einen Unterschlupf bei Tage sowie ein Eiablagesubstrat.

Literatur

DAVID PRIDDEL, NICHOLAS CARLILE, MARGARET HUMPHREY, STEPHEN FELLENBERG and DEAN HISCOX: Rediscovery of the 'extinct' Lord Howe Island stickinsect (Dryococelus australis (Montrouzier)) (Phasmatodea) and recommendations for its conservation; Biodiversity and Conservation 12: 1391-1403, 2003.

T. R. Buckley, D. Attanayake, S. Bradler: Extreme convergence in stick insect evolution: phylogenetic placement of the Lord Howe Island tree lobster, Proc. R. Soc. B. doi:10.1098/rspb.2008.1552

Ausgewählte Links

Phasmida Species File mit Fotos

Wikipedia (mit Bild)

Friends of the Phasmid

The Lord Howe Island Phasmid: an extinct species reborn by David Priddel, at the Foundation for National Parks & Wildlife (Bilder)

Preparing Lord Howe for the reintroduction of the Phasmid by Carmen Welss, at the Foundation for National Parks & Wildlife (Bilder)

Infos der australischen Artenschutzbehörde


Sticks and stones article, Sydney Morning Herald, 18 October 200

"Creepy critter crawls back from the brink" October 4, 2007 by L. Edwards (Bilder der Nachzuchten des Zoos von Melbourne (oder: http://www.theage.com.au/articles/2007/10/03/1191091193882.html)

Insettostecco.it (Bilder)

Über das Thema wurde und wird auf www.phasmatodea.com und http://phasmiden.foren-city.de diskutiert.


Phasmiden im Einmachglas

 Tipps zur Haltung und Zucht einiger bemerkenswerter
Zwerge unter den Gespenstschrecken

Nicht jeder Phasmidenfreund hat viel Platz und Zeit für sein Hobby. Umso schöner ist es, dass auch für diese Fans der Phasmiden Arten gibt, die eben genau weder großen Zeitaufwand noch viel Platz benötigen. Diese Gespenstschrecken, die der Familie Heteropterygidae (-> Datamini) zugeordnet werden können, bezeichne ich deshalb gerne als Einmachglas-Gespenstschrecken. Hierzu gehören folgende Arten (mit Herkunft und Ersatzfutterpflanzenangabe):

PSG 38 Dares validispinus (aus Borneo; Brombeere)
PSG 69 Dares verrucosus (aus Borneo; Brombeere)
PSG 99 Epidares nolimetangere (aus Borneo; Brombeere)
PSG 110 Hoploclonia gecko (aus Borneo; Brombeere)
PSG 192 Orestes mohoutii (aus West-Malaysia; Brombeere)
PSG 199 Hoploclonia cuspidate (aus Borneo; Brombeere)
PSG 212 Pylaemenes* mitratus (aus West-Malaysia; Brombeere)
PSG 245 Pylaemenes* borneensis sepilokensis (aus Borneo; Brombeere)
PSG 248 Pylaemenes* guangxiensis (früher P. hongkongiensis) (aus Hong Kong; Brombeere, Rhododendron, Araceae)
Keine  PSG-Nr. Pseudodatames memorabilis (aus Madagaskar; Brombeere)
Keine  PSG-Nr. Pseudodatames sp. (aus Madagaskar; Brombeere; Siehe Fotos!)
*) früher: Datames



Sicherlich werden aber noch in den nächsten Jahren viele weiter Arten dieser Gruppen in Zucht gelangen, da immer wieder neue Arten dieser eher unscheinbaren und sehr versteckt lebenden Gespenstschrecken entdeckt werden. Eine Beschreibung der Arten spare ich mir an dieser Stelle, da Bilder aller Arten im Internet verfügbar sind. Bei allen arten handelt es sich jedoch um sehr gedrungene Gespenstschrecken von walzenförmigen bis kugeligen Körperbau (Weibchen). Nicht selten sind auffällige Dornen oder andere Modifikationen des Panzers. Die Eier der meisten oben aufgeführten Arten sind rundlich und mit Borsten besetzt, wodurch die Eier leicht in Moos haften bleiben bzw. Bodenpartikel an den Eiern haften und die Eier so sehr gut getarnt sein können. Nicht selten konnte beobachtet werden, dass z. B. E. nolimetangere ihre Eier unter Einsatz des ganzen Körpers über den Boden reibt, so dass Bodenpartikel am Ei haften bleiben. Die madagassische Gattung Pseudodatames dagegen klebt ihre länglich-ovalen Eier an Oberflächen (Borke). Allen Arten ist gemein, dass nur wenige Eier pro Woche (1 - 3) gelegt werden und sich die Larvalentwicklung recht langsam vollzieht (6 - 18 Monate). Dafür können adulte Weibchen mindestens 1 Jahr wenn nicht sogar mehrere Jahre leben.

Haltung:
Die Unterbringung erfolgt in größeren Einmachgläsern und in kleinen Kunststoffboxen von 0,5 L bis 2 L Volumen. Alle Arten benötigen eine hohe Luftfeuchte, weshalb der Boden des Glases mit feuchtem Torf, Moos, Vermiculit oder einfach Küchenkrepp-Papier ausgelegt wird. Letzteres erleichtert die wöchentliche Reinigung und das Absammeln der Eier erheblich. Die Einmachgläser und Plastiboxen werden jeweils mit wenigen Blättern der Futterpflanze bestückt, die sich in der feuchten Atmosphäre des Glases mindestens 1 Woche frisch halten. Anstatt eines Deckels verwende ich gerne Küchenkrepp und ein Gummiband oder Aluminiumfolie, um das Glas zu verschließen. Küchenkrepp hat dabei den Vorteil, dass sich die Tiere zur Häutung gut daran fest halten können und das Papier luftdurchlässig ist. Diese Dosen und Gläser sollten stets an eine Stelle aufgestellt werden, die nie direkt von der Sonne beschienen wird, da sich die Gläser sonst zu leicht zu stark aufheizen. Die Futterpflanzen (einzelne Blätter oder kurze Sproßstücke von Brombeere u. a.) stelle ich dabei so in das Glas ein, dass die Schnittstelle im feuchten Substrat steckt und die Pflanze so etwas Feuchtigkeit ziehen kann. Bei dieser Haltungsweise erübrigt sich auch das Besprühen  mit Wasser vollständig, da stets eine hinreichend hohe Luftfeuchte im Einmachglas erreicht wird. Die Pflege beschränkt sich damit auf die wöchentliche Reinigung bzw. das Auswechseln der Futterpflanze. Auch die Nymphen einiger anspruchsvollere Stabschrecken (z. B. Metriophasma diocles) ziehe ich gerne zunächst in solchen Gläsern heran.


Dares verrucosus


Buchempfehlungen

C. Seiler, S. Bradler, R. Koch: Phasmiden - Pflege und Zucht von Gespenstschrecken, Stabschrecken und Wandelnden Blättern im Terrarium; bebe-Verlag; 2000; (ISBN 3-933 646-89-8)

Die Insektenordnung Phasmatodea (eingedeutscht Phasmiden) erfreut sich nun schon seit einiger Zeit wachsender Beliebtheit. Nicht nur die mitunter beträchtliche Größe einiger Arten und bizarren Körperformen begeistern eine stetig wachsende Gruppe von Phasmiden-Liebhabern sondern auch die häufig unproblematische und preiswerte Pflege.
Nachdem in der Vergangenheit bereits einige deutschsprachige Bücher erschienen sind, in denen die Phasmiden in einem eigenen Kapitel mit verschiedenen häufiger kultivierten Arten vorgestellt wurden (wobei sich jedoch mehrmals erhebliche inhaltliche Fehler eingeschlichen hatten!), liegt den Phasmiden-Freunden nun seit 2000 ein durchweg empfehlenswertes Buch vor, das sich ganz den Phasmiden widmet. Die wichtigsten Kapitel Körperbau, Fortpflanzung und Entwicklung, Systematik, Abwehrmechanismen der Phasmiden, Nahrungspflanzen, Terrarium, Aufbewahrung der Eier, Eier der Phasmiden und natürlich der über 90 Arten beinhaltende Artenteil sind gerade auch für den Phasmiden-Anfänger leicht verständlich geschrieben und reich bebildert. Der Artenteil stellt die einzelnen Arten ausführlich dar, gibt Angaben zur Herkunft, beschreibt das Aussehen und oft auch das Verhalten und gibt viele nützliche Tipps zur Haltung und Zucht, wobei auch jede Art zumindest in einem Foto abgebildet ist. Da ist es auch nicht ganz so schlimm, dass nicht alle Fotos die gleiche gute Qualität haben. Besonders das Kapitel Eier der Phasmiden hat es mir angetan: Auf den letzten Seiten des Buches werden in hervorragenden lichtmikroskopischen und rasterelektronenmikroskopischen Aufnahmen viele Phasmideneier mit ihren oftmals bizarren Formen und Mustern dargestellt und zudem auch genaue Daten zu den Abmessungen der Eier aufgelistet. Diese Arbeit über die Eier war zwar schon vorab als CD erschienen, fand jedoch nicht den Absatz, den sie verdient hätte (Ich gehörte wohl zu den wenigen Interessierten, die ein Exemplar vor Jahren erstanden). Für die Bestimmung der verschiedenen Arten liefern die Eier wichtige Hinweise. Dafür runden nun diese Bilder ein hervorragendes Buch ab, das jeder Phasmiden-Freund und Anfänger einfach kaufen muss!
Da momentan mindestens 120 Arten in Europa und Amerika gezüchtet werden und jährlich neue Arten hinzukommen, freue ich mich schon auf eine neu bearbeitete Auflage mit weiteren Arten, die sicherlich einen ebenso guten Absatz finden wird wie die erste Auflage. Leider ist das vorliegende Buch schon vergriffen - diverse Terraristik-Buchshops führen es aber eventuell noch im Sortiment.

Mittlerweile sind zahlreiche neue Bücher über Phasmiden im Terrarium im Speziellen und Wirbellose im Terrarium im Allgemeinen erschienen. Leider sind von all diesen Büchern nach persönlicher Inaugenscheinnahme für den Fachbereich Phasmidenhaltung im Terrarium nur folgende Bücher wirklich empfehlenswert:

Für Anfänger sehr gut geeignet und völlig ausreichend, dabei sogar noch sehr preiswert ist das kleine Buch Stabschrecken von Ingo Fritzsche des NTV-Verlags.

Phasmiden: Lebensweise, Pflege, Zucht von Sven Bradler und Christoph Seiler erschienen im Ulmer-Verlag ist praktisch die deutlich überarbeitete und ergänzte Neuauflage des Klassikers Ratgeber Phasmiden des bebe-Verlags und ein Muss für jeden Phasmidenfreund.

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